Opiumtinktur

Seit Beginn meiner Erkrankung nehme ich regelmäßig Opiumtinktur zu mir. Opiumtinktur, lateinisch Tinctura Opii, verringert u.a. die Darmmotilität (Beweglichkeit des Darms), vermindert die Sekretion und verlangsamt die Darmperistaltik (Muskeltätigkeit des Darms). Die Wirkung beruht also auf der Hemmung der Darmbewegungen und verlangsamt somit den Durchgang der Nahrung durch den Darmtrakt.

Somit verbleibt der Speisebrei länger im Darm, kann besser verwertet werden und dickt auch noch weiter ein, so dass man weniger, oder weniger starke Durchfälle hat. Wenn ich die Opiumtinktur mal vergesse, so werde ich ganz schnell daran „erinnert“.

Dosierung

Zur Zeit nehme ich 5x täglich 10 Tropfen. Diese Dosierung habe ich recht genau auf meinen individuellen Bedarf abgestimmt. Aber was genau bedeutet „abgestimmt“?

Ganz zu Beginn des Kurzdarmsyndroms wurden mir 3x 3 Tropfen Opiumtinktur pro Tag verschrieben. Etwas später erfuhr ich, dass diese Dosierung wohl viel zu niedrig war. Als ich zu dem Zeitpunkt 3x 15 Tropfen pro Tag verschrieben bekam, war eine deutlich Besserung spürbar. Allerdings fragte ich mich, ob dass vielleicht zu viel ist, denn es gibt wohl eine Art von Sättigung der Rezeptoren, an die das Opium andockt. Wenn diese Sättigung erreicht ist, kann man mehr und mehr Tropfen zu sich nehmen, die dann aber keinerlei Wirkung mehr haben. Also musste ich herausfinden, ab wie vielen Tropfen bei mir die Rezeptoren in der Sättigung sind.

Dazu habe ich mit der Dosierung von 3x 15 Tropfen gestartet und solange jeweils die Anzahl der Tropfen reduziert, bis ich ein Nachlassen der Wirkung feststellen konnte. Das trat bei mir bei weniger als 10 Tropfen pro Gabe auf. Demnach sind 10 Tropfen bei mir diejenige Dosierung, bei der die Rezeptoren in die Sättigung gehen.

Parallel dazu stellte ich bei der Gelegenheit fest, dass ich nachts fast immer „imperativen“ Stuhlgang hatte und das ganz unabhängig davon, ob ich 15, 10 oder weniger Tropfen nahm. Unabhängig von der Dosierung lässt die Wirkung der Opiumtinktur also ganz offensichtlich bereits nach ein paar Stunden nach. Also habe ich auch mit dem zeitlichen Abstand der Einnahme „gespielt“ und herausgefunden, dass ich die Tropfen ca. alle 4 bis 5 Stunden nehmen muss, damit die Wirkung nicht nachlässt. So nehme ich die Tropfen auch mitten in der Nacht, wenn ich z.B. durch die wieder stärkere Darmtätigkeit wach werde.

Ich nehme die Opiumtinktur tatsächlich zeitgesteuert, also unabhängig von den Mahlzeiten, alle 4 bis 5 Stunden ein.

Notwendigkeit

Die Wirkung der Opiumtinktur ist für mich absolut notwendig, denn ohne sie hätte ich deutlich häufiger imperative Stuhlgänge und müsste deutlich häufiger auf die Toilette.
Das die Tinktur so notwendig ist, merke ich aber meist erst dann, wenn ich sie mal vergesse. In solchen Fällen werde ich innerhalb kurzer Zeit deutlich und unsanft daran erinnert. Dann wird mein Darm immer aktiver und ich muss recht schnell auf die Toilette. Also sehe ich zu, dass ich meine Opium-Tropfen immer rechtzeitig nehme.

Nachteile

Die Wirkung der Opiumtinktur hält wie bereits beschrieben leider immer nur für ein paar Stunden. Danach ist der Effekt weg und man muss die nächste Gabe nehmen. Ist man unterwegs und vergisst die Tropfen, hat man recht schnell ein Problem.
So nehme ich unterwegs immer ein paar Dosen Opiumtinktur mit. Dazu mische ich die Tinktur mit ein wenig Wasser und ziehe das Gemisch mit einer 10ml Spritze auf. Dazu verwende ich die leeren 10 ml Spritzen (ohne Kanüle) der täglichen Katheter-Spülung. Diese Spritzen haben einen Luer-Lock Verschluss, so dass man sie dicht verschließen und überall hin mitnehmen kann … und fertig ist die „Opium-(Not)Ration“

Da die Opiumtinktur leider nicht für die Dauer einer kompletten nächtlichen Schlafperiode wirkt, habe ich, wie bereits berichtet, vorbereitete „Opium-Ration“ griffbereit am Nachttisch liegen. Ohne diese Notrationen müsste ich jede Nacht zum Stuhlgang auf die Toilette. So wache ich durch die Darmtätigkeit zwar jede Nacht auf, nehme dann aber die Notration und kann meist ohne Stuhlgang weiter schlafen.

Opiumtinktur ist in Deutschland wegen der sucht-bildenden Wirkung als Betäubungsmittel eingestuft. Daher darf sie nur mittels Betäubungsmittelrezepten gemäß der Betäubungsmittelverschreibungsverordnung verordnet werden. Diese sogenanntne BtM-Rezepte sind aufwändiger zu erstellen und auch deutlich kürzer „haltbar“. So muss ein BtM-Rezept z.B. innerhalb einer Woche nach dem Erstellen eingelöst werden.

Da die Opiumtinktur dem Betäubungsmittelgesetzt unterliegt, ist das Verreisen in andere Länder etwas komplizierter. Man sollte vor Reisen ins Ausland auf alle Fälle prüfen, welche Einfuhrbestimmungen im Zielland zu beachten sind. Für den Fall der Fälle habe ich mir einen Opiate-Ausweis ausstellen lassen.

… und noch ein weiterer Nachteil der bei jeder Einnahme präsent ist:
die Opiumtinktur schmeckt ganz fürchterlich.

Rezeptierung

Da ich mehrfach gefragt wurde, was denn auf dem BTM-Rezept stehen muss, anbei der Text, der auf meinem BTM Rezept steht:

Tinctura Opii Normata 100 
eingestellte Opiumtinktur Ph.Eur. von Maros
PZN 6705374

Die Opiumtinktur ist kein Fertigarzneimittel, sondern eine Rezeptursubstanz. Daher muss sie von der Apotheke ab- und umgefüllt werden. Also nicht wundern, wenn man keine Originalverpackung erhält, wie es sonst bei Medikamenten üblich ist.