Anwendung von Medikamenten

Vorbemerkung

Alle hier beschriebenen Tipps sind von mir oder anderen Kurzdarmpatientinnen. Es sind also Tipps von medizinischen Laien. Daher empfehle ich jedem interessierten Leser, dass er, wenn er diese Tipps ausprobieren möchte, dies vorab mit seiner behandelnden Arzt abstimmt.

Als Patient mit Kurzdarmsyndrom solltest Du bei der Einnahme von Medikamenten ein paar Dinge berücksichtigen. Diese gelten sowohl für Medikamente, die Du wegen des Kurzdarmsyndroms einnimmst, aber auch für Medikamente, die Du wegen anderer Erkrankungen einnehmen musst.
Hier die Tipps:

Immer wieder ausprobieren

Durch das Kurzdarmsyndrom nimmt man einiges an Medikamenten zu sich, um die negativen Folgen der Krankheit zu minimieren. Bei manchen dieser Medikamente merkst man recht schnell, dass sie helfen. Bei anderen hingegen hat man das Gefühl, dass sie nichts oder nur sehr wenig bewirken. Dann setzt man sie wieder ab, da man seinen Körper ja nicht unnötig mit Medikamenten belasten willst.
Allerdings solltest man diese, scheinbar „unwirksamen“ Medikamente auch später mal wieder ausprobieren. Denn es gibt bei uns Kurzdarmpatienten Phasen, in denen Medikamente wenig oder gar nicht wirken. Und irgendwann später, wenn die Randbedingungen sich geändert haben , stellt man fest, dass sie doch wirken. Also sollte man solche, scheinbar „unwirksamen“ Medikamente später immer mal wieder ausprobieren.

Resorption

Mit dem Begriff Resorption bezeichnet man den Prozess, bei dem körpereigene oder -fremde Stoffe durch den Körper aufgenommen werden. Viele Medikamente werden oral verabreicht und im Darm resorbiert. Diese Resorption im Darm ist bei uns Kurzdarm-Patienten naheliegender Weise vermindert bis unmöglich. Im schlechtesten Fall wird das Medikament ohne resorbiert zu werden direkt wieder ausgeschieden! Das Medikament ist in solchen Fällen also absolut wirkungslos!

Kurzdarmpatienten sind daher auf Medikamente angewiesen, die möglichst nicht über den Darm aufgenommen werden. Zum Glück gibt gibt es für die benötigten Medikamente Alternativen, die dann z.B. …

  • über die Mundschleimhäute mit z.B. mit Sprays die in den Mundraum appliziert werden,
  • intravenös z.B. im Rahmen der parenteralen Ernährung oder über Kochsalzlösung,
  • durch subkutane Injektion oder
  • durch intramuskuläre Injektion

verabreicht oder aufgenommen werden.

Daher bitte immer daran denken, die behandelnde Ärzte, egal ob Hausarzt oder Facharzt, immer explizit darauf hinweisen:
Wenn Medikamente verschrieben werden, so sollten es welche sein, die nicht über den Darm aufgenommen werden! Falls es solch eine Alternative nicht gibt, ist zu überlagen, ob die Dosierung entsprechend angepasst werden muss.

Art der Anwendung

Manchmal ist es auch hilfreich die Art der Anwendung zu modifizieren.
Da Kurzdarmpatienten ja nur noch sehr wenig Darm haben, ist es notwendig, Medikamente im Darm sehr schnell zur Verfügung zu stellen, damit es im verbliebenen Darmabschnitt noch resorbiert werden kann. So kann man z.B. manchmal bei Medikamenten, die in Kapseln verabreicht werden, diese auch ohne die umhüllende Kapsel einnehmen. Dann muss die Kapsel nicht erst aufgelöst werden, sondern der Wirkstoff steht direkt zur Verfügung.
Bevor soetwas ausprobiert, sollte man prüfen, ob diese Art der Anwendung auch unbedenklich ist. Dies kann zum Beispiel dem Beipackzettel entnommen werden oder man fragt seine Ärztin.

Ein Beispiel für diese Art der Anwendung ist das Medikament Kreon (Verdauungsenzyme). Es sind die sogenannten „Pellets“ innerhalb der Kreon-Kapseln, die den Wirkstoff enthalten. Diese Pellets sind Magensaft-resistent umhüllt und können auch ohne Kapsel eingenommen werden. Auf dem Beipackzettel wird explizit darauf hingewiesen, dass man Kreon auch ohne Kapsel einnehmen kann, es wird aber auch darauf hingewiesen, auf was man dabei zu achten hat.

Notfall-Rationen

Wir sind alle ab und an auch mal vergesslich. Bei Kurzdarmpatienten kann das z.B. unangenehm werden, wenn man seine Medikamente vergisst. So ist es für mich unbedingt notwendig, dass ich alle 4-5 Stunden meine Opiumtinktur einnehme, ansonsten muss ich deutlich öfter und vor allem imperativ (mit sehr kurzer Vorwarnzeit) auf die Toilette. Das kann z.B. bei Autofahrten oder während der Arbeit (in Meetings) sehr unangenehm sein. Daher habe ich mir angewöhnt immer eine Notfall-Ration Opiumtinktur mitzunehmen, falls die Autofahrt z.B. durch einen Stau deutlich länger dauert als ursprünglich geplant.
So hat eine Mit-Patientin aus der Selbsthilfegruppe z.B. immer ihre Medikament-Notration im Auto. Denn „Shit happens“! … und wenn man es bemerkt ist es auch schon zu spät. Man sollte jedoch darauf achten, dass das Medikament nicht witterungsbedingt verdirbt (Hitze im Sommer, Frost im Winter). Besteht diese Gefahr, sollte man seine Notration anderweitig unterbringen. Zum Beispiel in der Tasche, die man immer mit zur Arbeit nimmt und nicht im Auto.