Der Katheter bei langzeitparenteraler Ernährung
Der Katheter ist der Dreh- und Angelpunkt der parenteralen Ernährung (pE) und bedarf einer ganz besonderen Behandlung.
Bei der parenteralen Ernährung wird die Nahrung über einen sogenannten Zentral-venösen Dauerkatheter in das Blut überführt. Da dieser Katheter eine direkte Verbindung des Blutkreislaufsystems mit der Außenwelt darstellt, ist ihm ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Besonderheiten bei langzeitparenteraler Ernährung sind:
- Die sehr lange Liegedauer des Kateheters: Da wir Kurzdarmpatieten zum Teil unser Leben lang auf die parenterale Ernährung angewiesen sind, sollte der Katheter so viele Jahre wie möglich liegen.
- Die Keime aus dem Darm können in die Blutbahn gelangen: z.B. bei Stomaträgern, bei entzündetem Darm, …
- Infusionslösungen bieten einen guten Nährboden für Bakterien im Katheter: Was uns ernährt, ernährt auch Bakterien.
- Täglicher Gebrauch des Katheters: Je nach Bedarf benötigen wir den Katheter täglich.
Hygiene
Beim Umgang mit dem Katheter ist unbedingt auf absolute Hygiene zu achten! Da sich in dem Katheter ein Biofilm bildet, können sich dort Bakterien ansiedeln und „ungestört“ vermehren, denn die körpereigenen Abwehrkräfte kommen dort nicht hin, um einen Infekt zu verhindern.
Daher ist bei jeder Handlung, bei der der Katheter involviert ist, unbedingt auf Sterilität zu achten! Dabei ist sowohl an der Austrittsstelle (wo er unter die Haut geht) als auch der Anschlussstelle des Katheters unbedingt auf Sauberkeit und vor allem Sterilität zu achten.
Als es bei mir den Verdacht auf einen Katheter-Infekt gab (Körpertemperatur über 39°C), musste ich ins Krankenhaus. Dort wurde jeweils eine Probe aus meinem Katheter und aus meiner Blutbahn entnommen und über ein paar Tage kultiviert um festzustellen, ob der Infekt aus dem Katheter stammt. Zum Glück stellte sich am Ende heraus, dass es sich um keinen Katheter-Infekt (auch „katheterassoziierte Infektion“ genannt), sondern „nur“ um einen ganz normalen Infekt handelte. Allerdings verschaffte mir dieser Infekt einen 5-tägigen Krankenhausaufenthalt. Seit dem versuche ich alles, um jegliche Art von Infekt zu vermeiden. So meide ich (wenn möglich) Menschen mit Erkältungen, desinfiziere mir die Hände nach Toilettengängen (vor allem wenn ich unterwegs bin) oder nach Einkäufen (speziell zu Zeiten von Corona), …..
Fieber kann also ein Anzeichen einer katheterassoziierten Infektion sein. Bei diesem und anderen Symptomen, z. B. Schwellungen oder Blutungen im Bereich der Austrittsstelle, sollten man umgehend medizinische Hilfe, am besten seine Spezialisten, in Anspruch nehmen.
Pflege
Der Katheter muss regelmäßig „gepflegt“ werden, damit er in seiner Funktionalität erhalten bleibt und nicht zum „Infektionsherd“ wird. Dazu wird er, vor allem bei Nichtnutzung, regelmäßig mit einer physiologische Kochsalzlösung gespült (2x 10ml) und anschließend mit einer antimikrobiellen Lösungen (z.B. TauroSept oder TauroLock) befüllt. Bei dieser Lösung ist übrigens darauf zu achten, dass die Lösungsmenge dem Lumen des Katheters entspricht. Würde man mehr Lösung verwenden, würde diese ungenutzt direkt in die Blutbahn gelangen, was ja keinen Sinn macht. Die Lösung verbleibt so lange im Katheter (Standzeit) bis der Katheter wieder benötigt wird oder es einen anderer Grund zum Spülen gibt. Die Lösung wird dann in das Blut gespült und nicht aspiriert (heraus gesaugt).
Es kann Gründe geben, die Lösung auch schon vor der nächsten Nutzung des Katheters heraus zu spülen. So kam es bei mir mal zu einer allergischen Reaktion, wenn ich die Lösung länger als 12 Stunden im Katheter stehen ließ und danach ins Blut spülte. Nach dem Spülen war mein gesamter Körper innerhalb von Minuten mit Bläschen bedeckt und ich bekam Atemnot (das verschaffte mir eine weitere Nacht in der Notaufnahme). Seit dem spüle ich die antimikrobielle Lösung nach ca. 12 Stunden aus dem Katheter und lasse dann die Kochsalzlösung den Rest der Zeit darin stehen. Bislang funktioniert das für mich sehr gut.
Vorsicht
Beim Umgang mit dem Katheter ist besondere Vorsicht erforderlich, denn wenn er im Einsatz ist, so ist der Katheter und die Infusionsleitung die Verbindung zwischen einem selber und dem Rucksack mit der Pumpe und der parenteralen Ernährung. Man glaubt ja gar nicht wie oft man mit dieser Leitung irgendwo im Haushalt hängen bleibt. Türgriffe in der Küche sind prädestiniert für solche Einfädel-Aktionen. Oder wenn man mal aus Versehen auf der Leitung steht, oder diese sich irgendwo eingefädelt hat und man dann aus dem Sitzen aufstehen will, wird man schmerzhaft daran erinnert, dass man an die pE angeschlossen ist. Mein Hund hat zum Glück mittlerweile gelernt, dass wenn da diese weiße Leitung zu sehen ist, er nicht mit mir rumtoben darf.
Mit der Zeit gewöhnt man sich an den vorsichtigen Umgang mit dem Katheter und der Infusionsleitung. So ist es mirz.B. noch nie passiert, dass ich mich nachts beim Schlafen immer in die gleiche Richtung gedreht habe, was ja dazu führen würde, dass sich die Leitung um mich herum wickeln würde.
Vorsicht ist auch im Krankenhaus geboten. Dort, so meine Erfahrung, können die meisten Pflegekräfte mit einem solchen Katheter leider nicht richtig umgehen. So wollen sie z.B. über den Katheter Blut entnehmen, deinfizieren nicht ordentlich (lange Einwirkzeit), haben nicht die richtigen Anschlussstücke oder halten sich gar nicht an die strikte sterile Handhabung. Daher im Krankenhaus niemanden an den Katheter lassen!
Vor OPs spreche ich das in der Vorbesprechung gezielt und explizit an: „Ich habe einen zentralvemnösen Katheter der bitte NICHT genutzt werden soll. Höchstens im medizinischen Notfall, darf er genutzt werden.„. Bislang hatten alle Ärzt dafür vollstes Verständnins.
Denken Sie immer daran: Sie sind der wahre Spezialist (Ihres Katheters) und es ist Ihre Gesundheit! Prinzipiell ist dieser Missstand zwar sehr schade, denn gerade im Krankenhaus würde ich erwarten, dass man über permanente, zentralvenöse Katheter Bescheid weiß und auch damit richtig umgehen kann, aber es ist die Sache nicht wert, hier nachgiebig zu sein. Daher ist es am besten, niemanden an den Katheter zu lassen! Einzige Ausnahme mögen die Spezialisten und die geschulten Angehörigen sein!
Ausführungen
Wie im wahren Leben, gibt es auch bei den zentralen Venenkathetern die unterschiedlichsten Bauarten und Empfehlungen durch die Ärzte. Meine mich behandelnde Ärztin an der Uniklink Frankfurt empfiehlt ganz klar den Hickman-Katheter mit dem ich gute Erfahrungen gemacht habe. Mein aktueller Katheter ist ein Groshong Katheter von dem ich mittlerweile absolut überzeugt bin.
- Hickman-Katheter
Der Hickman-Katheter hat im Unterschied zu dem Groshong-Katheter kein eingebautes Ventil sondern wird über externe Klemmen gesteuert und ist weist ein etwas größeres Lumen (innere oder lichte Weite des Innenraums) auf. - Groshong-Katheter
Der Groshong-Katheter unterscheidet sich vom Hickman-Katheter hauptsächlich durch ein Drei-Wege-Ventil. Diese Ventil verhindert bei Nicht-Nutzung das Blut in den Katheter gelangt, bei Nutzung lässt es das Infundieren zu, lässt aber auch ein Aspirieren (Ansaugen) zu. Darüber hinaus hat der Groshon ein deutlich geringers Lumen, was z.B. beim Einsatz von Katheter-Locks von Vorteil ist, weil man dadurch weniger Lock aspirieren muss. - Broviac-Katheter
ist dünner und kleinlumiger als ein Hickman - Port-Katheter
Der Portkatheter, auch Port genannt, ist ebenfalls ein dauerhafter Katheter, der allerdings unter der Haut (subkutan) verlegt wird. - Darüber hinaus gibt es noch einige andere Ausführungen.
Unbedingt dran denken, wenn man einen Katheter implantiert bekommt:
Man sollte sich anschließend unbedingt die genaue Spezifikation des Katheters aushändigen lassen! Also die Informationen zum Hersteller, Katheter-Typ (genaue Bezeichnung) und dem Implantierungsdatum. Diese Informationen werden im Fall einer Katheter-Reparatur benötigt, denn nur mit den Daten ist es möglich, das passende Reparaturset zu finden!
Spülen des Katheters
Das gewissenhafte und sterile Spülen des Katheters ist essentiell. Was dabei zu beachten ist habe ich im nächsten Kapitel „Spülen des Katheters“ beschrieben.